Ich habe es endlich geschafft, einen Bericht zu verschicken!
So könnt ihr noch etwas träumen.:-) Ich war gerade 4 schöne sonnige und windige Tage in Nieuwpoort,
Belgische Küste. Dort bin ich zum ersten Mal auf den kleinen Segelsportbooten
Beneteau 25 auf der Nordsee herumgeflitzt. Das war vielleicht eine witzige
Erfahrung! Die schwere Pinne der Mytillus musste ich wohl schnell vergessen
und nur noch mit Fingerspitzen segeln. Bei der Regatta waren wir sogar
nicht die letzten :-) ! Der Spinnakerbaummasthaken (oder wie es auch auf
Deutsch heißt) (Ist schon ganz gut so, Anm.d.Red.) war auch nicht
sehr solide. Knack und kaputt bei der ersten Wende (Das bestimmt nicht,
war wohl eher eine Halse, auch Anm. d. Red.). Es war sehr lustig.
Freitag 02.07, Brüssel, endlich ist Dank zahlreicher Überstunden die Arbeit zu Ende, und die wohlverdiente Urlaubsreise startet. Einige lange Reisestunden liegen noch vor mir. Ob jetzt alles gut geht? Anfang Juni habe ich zum ersten Mal von der Mytilus gehört und auf der Homepage bewundert! Etwas unsicher fühlt man sich schon, vor allem wenn man vorher nur Erfahrung als Schönwetterjollensegler auf Binnengewässer oder als Ärmelkanalküstenfahrer hat. Und damit auch alle meine Schutzengel mitmachen, kommen schnell noch 1,7 kg belgische Pralinen ins Gepäck! Zusammen mit Eckhard wird am Samstag in Hannover bei Sixt ein Auto gemietet und Proviant eingekauft: hmmm ... 7 Leute, 2 Wochen und kein Kühlschrank! Andere Crewteilnehmer haben wohl keine Lust, sich 2 Stunden im Supermarkt den Kopf zu zerbrechen. So müssen wir beide uns für den Speisezettel entscheiden: die Crew hat sich später nicht beklagt, im Gegenteil! Dann geht es endlich auf die Reise in den Norden, bis zum Nordkap von Dänemark: Skagen. Dort wartet die Mytilus auf uns. Spät am Abend trudelt schließlich der Rest der Mannschaft ein. Die Crew wird als "theoretisch", "sehr" oder sogar "äußerst" müde eingeschätzt und fällt in die Kojen. Skipper: Christian
Am nächsten Tag geht es endlich los: Wir segeln von Skagen nach
Marstrand (Schweden). Der Wind ist gut, aber die Wellen sind für
mein Gefühl etwas zu hoch. Das Ölzeug wird bald herausgeholt.
Der Skipper ist etwas nervös: es ist ja auch das erste Mal, daß
die Mytilus so weit und so lange in den Norden segelt. Piekfall, Klaufall,
und wer ist denn Dirk? In all den Strippen ist die Crew etwas verloren.
Bald droht auch der Magen, daß er nicht mehr mitmachen will. Achtern
eingekeilt fixiere ich stundenlang den Horizont und frage mich ernsthaft,
ob dies der erwünschte erholsame Urlaub ist, auf den ich mich so gefreut
habe. Aber Sonnenschein, blauer Himmel, bunte Leuchttürme, lächelnde
blonde Hafenmeisterinnen und ruhige Gewässer erwarten uns in Marstrand.
Jeder ist verzaubert! Einmal an Land werden auch die ersten begeisterten
Postkarten verschickt. Mega Génial! Es ist erstaunlich, wie
schnell die ersten üblen, feuchten Schaukelstunden vergessen sind.
Nachdem Christian noch ein paar wichtige Sachen fürs Schiff gekauft hat, wie Schärenanker, Landesflagge usw., gleiten wir jeden Tag weiter nach Norden. Es wird immer wärmer, immer sonniger und das Wasser immer ruhiger - tja, manche nennen es auch bald Flaute. An alle Schären oder andere Ankerbuchten kann ich mich jetzt mit
Namen nicht mehr erinnern. Natürlich wird vor jedem Ankern, An- oder
Ablegen alles immer schön besprochen und dann mit viel Ernst ausgeführt.
Es soll ja alles gut ablaufen, sonst hätte Bettina in Hamburg weitere
Projekte dieser Art für immer "versenkt". Und das wäre wirklich
schade!
Wie dem auch sei: einige Häfen müssen wir doch anlaufen: um Trinkwasser sowie Elektrizität zu zapfen, oder einen Bootsputz in Grundsund als Beschäftigungstherapie bei Flaute auszuführen. Auch eine warme Süsswasser-Dusche ist bei der Gelegenheit herzlich willkommen. Gunnar schrubbt Im Laufe der Reise haben wir in Häfen zwischen Göteborg und Oslo von der berufstätigen Crew 2 Mädels gegen 2 Jungens getauscht. Alles schön per Handy koordiniert - die moderne Technik hat trotzdem seine Vorteile! Leider bekommt Amelie immer deutlicher Ohren- und Halsschmerzen. Trotz liebevoller Pflege von Benno ist es dann auch nicht mehr lustig für sie. So sagt sie in Uddevalla der Mytilus "Ade". In Uddevalla kommt dann Gunnar an Bord. Zuerst dachte ich, er wäre
deshalb so gesprächig, da der Arme wohl mit keinem während der
langen Zugreise sprechen konnte, oder eine einsame langweilige Arbeitstelle
habe, oder einfach übermüdet sei. Aber nein, Gunnar redet immer
wie ein Wasserfall. Drohungen mit Pflaster, Nähzeug, Superleim oder
kein Kuchen bringen ihn nicht zum Schweigen (die Pralinen waren ja schon
alle). So haben wir uns bei all seinen witzigen Geschichten vor Lachen
nur so geschüttelt.
A pros pros Uddevalla: Die Stadt und ihr Hafen sind wirklich nicht besonders anziehend, ganz im Gegensatz zum Fjord: Stellt Euch eine Anzahl bunter Postkarten vor: Segel- oder Motorbötchen liegen an Stegen, die zu kleinen roten Holzhütten führen, über denen natürlich eine schwedische Flagge grüßt. Das alles mit Tannenwald und blauem Himmel eingerahmt. Ist das nicht idyllisch?
Christian kommt dann auch gleich auf die glorreiche Idee, er müßte seine "Presse-Photo-Berichterstatter-Funktion" erfüllen. So wird er im Schlauchboot mit allen Kameras und Eckhard als Knipsassistenten mitten im Fjord abgesetzt, und die Mytilus hat nun prachtvoll, um ihn herumzusegeln! Auf dieser Reise hat jeder sicher für mehr als ein Album Photos gemacht: die Mytilus vor, an, bei, hinter, neben, ohne ... kleine oder große Schäre (nur 'auf' fehlt noch - hmmm!), mit oder ohne Leuchtturm, bei Sonnenauf- oder-untergang, bei Flaute oder Sturm, mit oder ohne Möwe... Ach ja die Möwen! Dachtet Ihr vielleicht, daß schwedische Möwen nachts im Stillen schlafen: falsch! Entweder schlafen sie tagsüber und bewachen nachts die schwedische Küste, oder sie schlafen tatsächlich nachts, aber dann träumen sie laut und können sogar dabei fliegen. In jedem Fall wird die ganze Nacht über gegackert und über dem fremden Kutter Runden gedreht, bis dieser am nächsten Morgen müde den Anker hebt. In den folgenden Nächten werden nur noch Möwen-freie Schären anvisiert! Das nennt man doch: Erfahrungen sammeln. Rückreise im Kattegatt Ich könnte ja noch so viel erzählen: zum Beispiel über Wasserbomben- und Quallenschlachten; über für mich erfolgreiche "Vier Gewinnt" Spiele; über unsere Gitarrenspieler; über die 36-Stunden-Überfahrt von Schweden bei Marstrand nach Anholt, unsere Nachtwachen und das Kämpfen gegen Wind und Gegenströmung; über meinen Spaß, der Crew leckere Speisen wie Curryreis, Lacks, Lammkeule oder Quarkspeisen zuzubereiten, über unsere tolle Erfahrung, im Hafen von Gilleleje unter Segeln ablegen zu können..., aber dann hätte ich ein Buch geschrieben. Also vielen Dank an Alle: für die sehr schönen 2 Wochen, die wir zusammen verbracht haben, für die ruhigen sonnigen Flaute-Tagen mit faulenzen, lachen, lesen, spielen, schwimmen..., für die wunderbare, verzaubernde Schärenküstentour, für die aufregenden Segeltage, für die lustigen und musikalischen Abende. Ich hoffe auch, dass wir alle nächstes Jahr dabei sind, und bis dahin gesund, lustig und glücklich bleiben. Alles Gute
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