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Schwedische Westschären, Sommer 1999


Ich habe es endlich geschafft, einen Bericht zu verschicken! 
So könnt ihr noch etwas träumen.:-) 

Ich war gerade 4 schöne sonnige und windige Tage in Nieuwpoort, Belgische Küste. Dort bin ich zum ersten Mal auf den kleinen Segelsportbooten Beneteau 25 auf der Nordsee herumgeflitzt. Das war vielleicht eine witzige Erfahrung! Die schwere Pinne der Mytillus musste ich wohl schnell vergessen und nur noch mit Fingerspitzen segeln. Bei der Regatta waren wir sogar nicht die letzten :-) ! Der Spinnakerbaummasthaken (oder wie es auch auf Deutsch heißt) (Ist schon ganz gut so, Anm.d.Red.) war auch nicht sehr solide. Knack und kaputt bei der ersten Wende (Das bestimmt nicht, war wohl eher eine Halse, auch Anm. d. Red.). Es war sehr lustig. 
 
So, aber nun zu unserer Sommerreise nach Schweden: 

Freitag 02.07, Brüssel, endlich ist Dank zahlreicher Überstunden die Arbeit zu Ende, und die wohlverdiente Urlaubsreise startet. Einige lange Reisestunden  liegen noch vor mir. 

Ob jetzt alles gut geht? Anfang Juni habe ich zum ersten Mal von der Mytilus gehört und auf der Homepage bewundert! Etwas unsicher fühlt man sich schon, vor allem wenn man vorher nur Erfahrung als Schönwetterjollensegler auf Binnengewässer oder als Ärmelkanalküstenfahrer hat.  Und damit auch alle meine Schutzengel mitmachen, kommen schnell noch 1,7 kg belgische Pralinen ins Gepäck! 

Zusammen mit Eckhard wird am Samstag in Hannover bei Sixt ein Auto gemietet und Proviant eingekauft: hmmm ... 7 Leute, 2 Wochen und kein Kühlschrank! Andere Crewteilnehmer haben wohl keine Lust, sich 2 Stunden im Supermarkt den Kopf zu zerbrechen. So müssen wir beide uns für den Speisezettel entscheiden: die Crew hat sich später nicht beklagt, im Gegenteil!  Dann geht es endlich auf die Reise in den Norden, bis zum Nordkap von Dänemark: Skagen. Dort wartet die Mytilus auf uns. Spät am Abend trudelt schließlich der Rest der Mannschaft ein. Die Crew wird als "theoretisch", "sehr" oder sogar "äußerst" müde eingeschätzt und fällt in die Kojen. 

Skipper:       Christian 
Assistent:      Benno 
Dritte:           Dago 
Crew:           Eckhard 
                    Amelie   später ersätzt durch  Gunnar 
                    Petra    später ersätzt durch  Peter 
                    Theresa 

Am nächsten Tag geht es endlich los: Wir segeln von Skagen nach Marstrand (Schweden).  Der Wind ist gut, aber die Wellen sind für mein Gefühl etwas zu hoch. Das Ölzeug wird bald herausgeholt. Der Skipper ist etwas nervös: es ist ja auch das erste Mal, daß die Mytilus so weit und so lange in den Norden segelt. Piekfall, Klaufall, und wer ist denn Dirk? In all den Strippen ist die Crew etwas verloren.  Bald droht auch der Magen, daß er nicht mehr mitmachen will. Achtern eingekeilt fixiere ich stundenlang den Horizont und frage mich ernsthaft, ob dies der erwünschte erholsame Urlaub ist, auf den ich mich so gefreut habe.  Aber Sonnenschein, blauer Himmel, bunte Leuchttürme, lächelnde blonde Hafenmeisterinnen und ruhige Gewässer erwarten uns in Marstrand. Jeder ist verzaubert! Einmal an Land werden auch die ersten begeisterten Postkarten verschickt. Mega Génial!  Es ist erstaunlich, wie schnell die ersten üblen, feuchten Schaukelstunden vergessen sind. 
Müde und überglücklich liege ich spät am Abend in meiner Koje. Mein Traum, eines Tages durch diese wunderschöne Schärenküste zu segeln, ist Wirklichkeit geworden! 

 
Der Schattenriß der Mytilus an einer Felswand im Uddevallafjord 

Nachdem Christian noch ein paar wichtige Sachen fürs Schiff gekauft hat, wie Schärenanker, Landesflagge usw., gleiten wir jeden Tag weiter nach Norden. Es wird immer wärmer, immer sonniger und das Wasser immer ruhiger - tja, manche nennen es auch bald Flaute. 

An alle Schären oder andere Ankerbuchten kann ich mich jetzt mit Namen nicht mehr erinnern. Natürlich wird vor jedem Ankern, An- oder Ablegen alles immer schön besprochen und dann mit viel Ernst ausgeführt. Es soll ja alles gut ablaufen, sonst hätte Bettina in Hamburg weitere Projekte dieser Art für immer "versenkt". Und das wäre wirklich schade! 
 
Vor Schärenanker 

Wie dem auch sei: einige Häfen müssen wir doch anlaufen: um Trinkwasser sowie Elektrizität zu zapfen, oder einen Bootsputz in Grundsund als Beschäftigungstherapie bei Flaute auszuführen. Auch eine warme Süsswasser-Dusche ist bei der Gelegenheit herzlich willkommen. 

Gunnar schrubbt 

Im Laufe der Reise haben wir in Häfen zwischen Göteborg und Oslo von der berufstätigen Crew 2 Mädels gegen 2 Jungens getauscht. Alles schön per Handy koordiniert - die moderne Technik hat trotzdem seine Vorteile! Leider bekommt Amelie immer deutlicher Ohren- und Halsschmerzen. Trotz liebevoller Pflege von Benno ist es dann auch nicht mehr lustig für sie. So sagt sie in Uddevalla der Mytilus "Ade". 

In Uddevalla kommt dann Gunnar an Bord. Zuerst dachte ich, er wäre deshalb so gesprächig, da der Arme wohl mit keinem während der langen Zugreise sprechen konnte, oder eine einsame langweilige Arbeitstelle habe, oder einfach übermüdet sei. Aber nein, Gunnar redet immer wie ein Wasserfall. Drohungen mit Pflaster, Nähzeug, Superleim oder kein Kuchen bringen ihn nicht zum Schweigen (die Pralinen waren ja schon alle). So haben wir uns bei all seinen witzigen  Geschichten vor Lachen nur so geschüttelt. 
Allerdings schafft es schließlich Rasmus, bei 2 Meter hohen Wellen den Münsteraner zum Schweigen zu zwingen aber dann ist mir auch nicht mehr zum Lachen zu Mute. 

A pros pros Uddevalla: Die Stadt und ihr Hafen sind wirklich nicht besonders anziehend, ganz im Gegensatz zum Fjord: Stellt Euch eine Anzahl bunter Postkarten vor: Segel- oder Motorbötchen liegen an Stegen, die zu kleinen roten Holzhütten führen, über denen natürlich eine schwedische Flagge grüßt. Das alles mit Tannenwald und blauem Himmel eingerahmt. Ist das nicht idyllisch? 

  
Baden und waschen - bei 25° Wassertemperatur selbst für Warmduscher kein Problem. 

Christian kommt dann auch gleich auf die glorreiche Idee, er müßte seine "Presse-Photo-Berichterstatter-Funktion" erfüllen. So wird er im Schlauchboot mit allen Kameras und Eckhard als Knipsassistenten mitten im Fjord abgesetzt, und die Mytilus hat nun prachtvoll, um ihn herumzusegeln! Auf dieser Reise hat jeder sicher für mehr als ein Album Photos gemacht: die Mytilus vor, an, bei, hinter, neben, ohne ... kleine oder große  Schäre (nur 'auf' fehlt noch - hmmm!), mit oder ohne Leuchtturm, bei Sonnenauf- oder-untergang, bei Flaute oder Sturm, mit oder ohne Möwe... 

Ach ja die Möwen! Dachtet Ihr vielleicht, daß schwedische Möwen nachts im Stillen schlafen: falsch! Entweder schlafen sie tagsüber und bewachen nachts die schwedische Küste, oder sie schlafen tatsächlich nachts, aber dann träumen sie laut und können sogar dabei fliegen. In jedem Fall wird die ganze Nacht über gegackert und über dem fremden Kutter Runden gedreht, bis dieser am nächsten Morgen müde den Anker hebt. In den folgenden Nächten werden nur noch Möwen-freie Schären anvisiert! Das nennt man doch: Erfahrungen sammeln. 

Rückreise im Kattegatt 

Ich könnte ja noch so viel erzählen: zum Beispiel über Wasserbomben- und Quallenschlachten; über für mich erfolgreiche "Vier Gewinnt" Spiele; über unsere Gitarrenspieler; über die 36-Stunden-Überfahrt von Schweden bei Marstrand nach Anholt, unsere Nachtwachen und das Kämpfen gegen Wind und Gegenströmung; über meinen Spaß, der Crew leckere Speisen wie Curryreis, Lacks, Lammkeule oder Quarkspeisen zuzubereiten, über unsere tolle Erfahrung, im Hafen von Gilleleje unter Segeln ablegen zu können..., aber dann hätte ich ein Buch geschrieben. 

Also vielen Dank an Alle: für die sehr schönen 2 Wochen, die wir zusammen verbracht haben, für die ruhigen sonnigen Flaute-Tagen mit faulenzen, lachen, lesen, spielen, schwimmen..., für die wunderbare, verzaubernde Schärenküstentour, für die aufregenden Segeltage, für die lustigen und musikalischen Abende. 

Ich hoffe auch, dass wir alle nächstes Jahr dabei sind, und bis dahin gesund, lustig und glücklich bleiben. 

Alles Gute 
 
Theresa 


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